Bundeskriminalamt veröffentlicht Studie zur Sicherheit und Kriminalität

Risiko Sicherheit

Das Bundeskriminalamt (BKK) hat am 08.11.2022 eine Studie zur Sicherheit und Kriminalität veröffentlicht. Die Studie hat insbesondere das Ziel verfolgt, Erkenntnisse über das Gesamtaufkommen bestimmter Straftaten einschließlich des sogenannten (relativen) Dunkelfeldes, also der bei der Polizei nicht bekannten Straftaten, zu gewinnen. Demnach gehören Cybercrimedelikte wie Waren- oder Dienstleistungsbetrug, der Missbrauch persönlicher Daten oder die Beleidigung im Internet zu den häufigsten Straftaten. Weniger als die Hälfte der Bevölkerung (46 Prozent) fühlt sich nachts in öffentlichen Verkehrsmitteln sicher. Um sich vor Kriminalität zu schützen, meidet ein Großteil der Bevölkerung nachts bestimmte Orte (44 Prozent) oder die Nutzung des ÖPNV (37 Prozent). So muss die Zahl der Polizisten in den Ländern weiter erhöht werden. Auch müssen Orte der Kriminalität baulich weiterentwickelt werden, um „Hotspots“ der Kriminalität aufzulösen.

Männer würden laut der Studie tendenziell häufiger Opfer von Straftaten als Frauen werden. Frauen seien jedoch deutlich häufiger von Sexualstraftaten und Partnerschaftsgewalt betroffen. Besonders groß sei das Dunkelfeld im Bereich der Cyberkriminalität (18 Prozent der Taten angezeigt) und bei Sexualstraftaten (1 Prozent). Häufig werde aufgrund einer geringen Schwere der Tat keine Anzeige erstattet. Bei Sexualstraftaten seien fehlende Beweise sowie der Wunsch, die Tat zu vergessen, häufige Entscheidungsgründe gegen eine Anzeige.

Meist bestehe keine vorherige Beziehung zwischen den Tätern bzw. Täterinnen und dem Opfer. Bei Sexualdelikten handele es sich jedoch häufiger um dem Opfer bekannte Personen. Bei Sexualdelikten seien Scham oder der Wunsch, nicht (mit Fremden) über das Erlebte zu sprechen, häufige Gründe gegen die Inanspruchnahme professioneller Unterstützung.

Frauen würden sich nachts in der Öffentlichkeit deutlich unsicherer fühlen als Männer. Personen mit einem Migrationshintergrund aus der Türkei oder Polen seien zudem stärker besorgt, Opfer von Kriminalität zu werden als Personen ohne Migrationshintergrund. Personen mit einem Migrationshintergrund – insbesondere aus der Türkei – würden eine erheblich stärkere Furcht haben, Opfer von Vorurteilskriminalität zu werden als Personen ohne Migrationshintergrund. 42 Prozent der Bevölkerung seien beunruhigt, Opfer von Betrug im Internet zu werden. Diese Sorge sei deutlich stärker verbreitet als die Beunruhigung, von anderen Straftaten betroffen zu sein. Auch die Risikoeinschätzung, Opfer einer Straftat zu werden, sei für Betrug im Internet am höchsten. 34 Prozent der Bevölkerung würden es für wahrscheinlich halten, in den nächsten zwölf Monaten Opfer hiervon zu werden.

Um sich vor Kriminalität zu schützen, meide ein Großteil der Bevölkerung nachts bestimmte Orte (44 Prozent) oder die Nutzung des ÖPNV (37 Prozent) – dies gelte insbesondere für Frauen (58 Prozent bzw. 52 Prozent).

Insgesamt werde die Polizei(-arbeit) mehrheitlich positiv bewertet. Verbesserungspotenzial bestehe bei der Präventionsarbeit und der wahrgenommenen Vorurteilsfreiheit seitens der Polizei. Der Großteil der Bevölkerung (77 Prozent) hält die Polizei zudem für überlastet. Ebenso empfinde ein großer Teil (39 Prozent) die Polizeipräsenz im öffentlichen Raum als nicht ausreichend. Auch Polizistinnen und Polizisten würden überwiegend positiv bewertet; über 90 Prozent der Bevölkerung würden zustimmen, dass sie bürgerfreundlich sind und sich professionell verhalten würden. Dennoch würden 24 Prozent der Bevölkerung denken, dass Polizistinnen und Polizisten Mitgefühl fehle würde. Unter Menschen mit Migrationshintergrund sei dieser Anteil mit bis zu 44 Prozent Zustimmung noch höher. Die große Mehrheit aller Personen, die Kontakt mit der Polizei hatten, war mit diesem Kontakt zufrieden (82 Prozent).

Anmerkung:

Das Vertrauen zur Polizei ist grundsätzlich sehr hoch. Jedoch zeigen die Ergebnisse, dass Deutschland ein erhebliches Problem bei der präventiven Polizeiarbeit hat. Denn die Strafverhütung scheint, insbesondere durch fehlende Präsenz von Polizistinnen und Polizisten im öffentlichen Raum, durch die Bevölkerung infrage gestellt zu werden. Anders lässt es sich nicht erklären, dass viele Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht öffentliche Plätze und den ÖPNV zu bestimmten Zeiten meiden. Dies ließe sich insbesondere durch mehr Personal zu diesen Stunden beheben. Allerdings müssten die Länder mehr Finanzmittel bereiten stellen, um mehr Personal zu rekrutieren. Der Polizistenberuf ist bis heute für viele junge Menschen attraktiv. Denn der Dienst in Uniform hat in vielerlei Hinsicht einen besonderen Stellenwert. Zu bedenken ist dabei allerdings, dass die Anzahl qualifizierter Bewerber auch bei der Polizei seit vielen Jahren sinkt. Insofern gilt es, die Arbeitsbedingungen attraktiv zu halten. Etwa durch eine gute Besoldung. Auch muss das Sicherheitspersonal an Bahnhöfen und in Zügen verstärkt werden. Kameras hingegen dürften insbesondere der Strafverfolgung dienen. Jedoch zeigt die Studie ebenfalls, dass hinsichtlich der Verfolgung von Straftaten ein hohes Vertrauen besteht und die Kontakte mit der Polizei positiv waren. Aus Sicht der Kommunen muss es das Ziel sein, „Hotspots“ für Straftaten zu entschärfen. Dies bedeutet vor allem, Öffentlichkeit zu schaffen und bauliche Maßnahmen umzusetzen, die eine Vitalisierung dieser Orte unterstützen. Dies könnte vor der Begehung von Straftaten abschrecken.

19.12.2022